Große Exkursion 2022 - Portugal

Die Große Exkursion 2022 führte die Schüler*innen des IV. Jahrgangs, begleitet von Klassenvorstand DI Florian Faber, Cordula Klaffner, BA und Mag. Andrea Kürner, in diesem Jahr nach Portugal.

Beginnend in Porto im Norden reisten wir die Küste entlang über Coimbra und Lissabon bis an die Algarve im äußersten Süden und bekamen so einen sehr guten Eindruck von der Vielfalt an Weinen und Landschaften - vom üppigen Grün im Douro-Tal, über die mit Eukalyptusbäumen durchsetzten Mischwälder in der Serra da Estrela bis hin zur kargen, teilweise fast steppenartigen Landschaft im Südwesten.

Porto, die europäische Kulturhauptstadt 2001, liegt direkt an der Mündung des Rio Douro, von wo aus die bekannten Portweine ihren Siegeszug um die ganze Welt antraten. Sie ist der wichtigste Wirtschafts- und Industriestandort des Landes und bekannt für ihre prächtigen Brücken.

Gleich nach einer sehr informativen und kurzweiligen Stadtbesichtigung, in der wir auch viel über die uns Mitteleuropäern teils unbekannte jüngere Geschichte Portugals lernten, besuchten wir die direkt am Ufer des Douro liegende Kellerei Burmester, wo wir einen ersten Einblick in die Herstellungsmethoden und die Vielfalt der Portweine erhielten.

 

 

 

Am Folgetag führte uns unsere Fahrt ins Douro-Tal, das mit seinen markanten, teils terrassierten Hängen mit dem darunterliegenden Douro an die Wachau erinnert und seit 2001 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.

Die traditionsreiche Quinta de Pacheca, gegründet 1738, bot uns nicht nur eine fachlich sehr interessante Führung, sondern auch ein weintouristisches Erlebnis. Neben dem Weingut (75 Hektar Rebflächen) wird ein exklusives Hotel betrieben, das auch mehrere, in riesigen Holzfässern untergebrachte Zimmer bietet.

Wir erfuhren viele Details über die Verarbeitung und Vinifizierung der Ports und besichtigten unter anderem auch die Hallen mit den steinernen Becken, in denen die Trauben nach wie vor mit den Füßen gestampft werden.

 

Nach einer Verkostung und einem typisch-portugiesischem Mittagessen mit Pastéis de Bacalhau (Stockfischbällchen) und Alheira (gebratene Wurst aus verschiedenen Fleischsorten, Kartoffeln und/oder Weissbrot) ging es weiter zur nahegelegenen Quinta do Vallado.

Die Quinta, gegründet 1716, beeindruckt mit einem fließend in die Landschaft übergehenden modernen Kellereigebäude aus 2009, in dem auch der in den Böden vorkommende Schiefer als Baumaterial Verwendung fand.

Die Region Baixo Corgo ist bekannt für die kurzen und brütend heißen Sommer und die kalten, langen Winter. Ein Sprichwort besagt, die Bewohner müssten „drei Monate Winter und neun Monate Hölle“ aushalten. Den Weinen ist dieses Klima sehr zuträglich – davon konnten wir uns im Anschluss an die Weingarten- und die fachlich sehr versierte Kellerführung in einer kommentierten Verkostung überzeugen.

 

 

 

Am dritten Tag der Reise besuchten wir die Korkfabrik MA Silva, die seit beinahe 50 Jahren zu den Marktführern in der Korkproduktion zählt. In einer spannenden Führung erfuhren wir Wissenswertes über Ernte und Aufbereitung des Korks, sowie die Weiterverarbeitung und Nachbehandlung der diversen Korktypen für verschiedene Produkte und Märkte, sowie die Qualitätskontrolle.

 

Nach einem kurzen Besuch der Quinta Vale de Cruz in der DOC Region Bairrada, die mit nur zwei Hektar Weingärten einen größenmäßig typischen Betrieb der Region darstellt und ebenso wie die größeren Betriebe im Douro-Tal vermehrt auf Enotourism setzt, besuchten wir die Kellerei Boas Quintas.

Der seit der Gründung 1991 stetig gewachsene Betrieb in der Region Dão in der Serra da Estrela kann heute aufgrund der Rebflächen in den Gebieten Dão, Bucelas, Alentejo, Porto and Douro ein breites Portfolio an Weinen anbieten. Der Gründer, Nuno Cancela de Abreu, führt den Betrieb in vierter Generation und gilt als renommierter Önologe und Wissenschaftler und hat sich vor allem mit der „Wiederentdeckung“, Selektion und Etablierung der portugiesischen Weißwein- sorte Arinto einen Namen gemacht. Das Weingut hat sich auch diversen Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität in den bewirtschafteten Regionen verschrieben.

Nach diesem langen Tag hatten wir am Abend noch die Möglichkeit, die Universitätsstadt Coimbra an den Ufern des Flusses Mondego zu erkunden.

Am nächsten Tag führte uns unsere Reise in die Weinbauregion Ribatejo, die aufgrund der fruchtbarenden auch oft als „Garten Lissabons“ bezeichnet wird. Der Gutshof Quinta da Lagoalva de Cima betreibt Weinbau auf 45 Hektar, Olivenanbau in Super-High-Density- Hainen, Landwirtschaft (vor allem Mais- und Rapsanbau) und eine renommierte Zucht von Lusitano-Pferden. Der geschichtsträchtige Ort beeindruckte uns vor allem durch die historischen Gebäude auf dem Gelände, aber auch die ausgezeichneten Weine und das Olivenöl sprachen in der Verkostung für sich.

 

Die Stadtführung in Lissabon brachte uns anhand der Schauplätze einige wichtige Ereignisse in der Geschichte der Stadt - zum Beispiel die Entwicklung und den Aufstieg der Stadt unter Manuel I., die Judenpogrome von 1506 oder das verheerende Erdbeben im Jahre 1755 - näher.

Am fünften Tag unserer Exkursion fuhren wir über die beeindruckende Ponte Vasco da Gama, eine 17 km lange Schrägseilbrücke, die den Fluss Tejo überspannt, gen Süden und erreichten zu Mittag den Obstbaubetrieb Quinta de Santo Estevão, der neben Orangen, Clementinen, Zitronen und Granatäpfeln auch Avocado und Johannisbrotbäume kultiviert und touristische Erlebnisse (Rural Escapes, Fado Nights) anbietet.

 

Der Besitzer marschierte mit uns querfeldein durch seine Kulturen und bot uns interessantes Fachwissen. Die allgemein verschriene Avocado, braucht - zumindest nach Auskunft des Obstbauern - in der europäischen Produktion nicht mehr Pflanzenschutz oder Wassergaben als die Orange; letztere allerdings - im Gegensatz zur Orange, die nur einmal täglich für zwei Stunden bewässert wird - über den Tag verteilt.

Zudem verriet uns der Landwirt, dass seiner Erfahrung nach, eine gemischte Kultur von Orangen und Avocado mit Bienenbesatz zu den qualitativ und quantitativ besten Erträgen führe. Der Betrieb reagierte im Vorjahr auf die geänderte Marktsituation und veredelte mittels Chip-Budding bestehende Zitronenbäume auf Orange um. Die Schüler*innen kamen anschließend in einem unbehandelten Hain in den Genuss eigenhändig gepflückter Orangen, die wegen eines Befalls mit der Zitrusfliege (Dialeurodes citri) winzige Schäden an der Schale aufwiesen, daher unverkäuflich waren und dennoch hervorragend (wenn nicht sogar besser als so manche makellose Orange aus dem Supermarkt) schmeckten.

Zum Ausklang einer gelungenen Exkursion konnten die Schüler*innen und die begleitenden Lehrer*innen noch ein paar Stunden am Strand von Portimão, einer Stadt an der Algarve, verbringen und sich davon überzeugen, dass der Atlantik Ende Juni doch noch recht frisch ist.

© Mag. Andrea Kürner

Veröffentlicht am 19.07.2022