Bienenkunde - das erste Schuljahr

Für den bienenkundlichen Unterricht hatten sich zu Schuljahresbeginn aus mehreren Jahrgängen 12 Schülerinnen und Schüler angemeldet, die  dem Unterricht regelmäßig und mit großem Interesse verfolgten.

Die Honigbiene ist unter Anderem zu mehr als 80 % für die Bestäubungsleistung im Obstbau verantwortlich, weshalb unsere Lehranstalt über eine lange wechselhafte Beziehung mit diesem fleißigen Insekt verfügt. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg bestand auf dem Hang hinter der Obstverarbeitung ein großes Bienenhaus und HR Prof. Dipl.-Ing. Emil Planckh (Direktor von 1945-1953), dem „Bienenvater“ erlebte die Bienenkunde an der HBLAuBA einen Höhepunkt. Das österreichische Zentrum für Bienenkunde war Klosterneuburg von 1985 als das vorher im Schloss Gainfarn (zuvor war dieses im 19. Wiener Bezirk) untergebrachte Institut für Bienenkunde, Bienenschutz und Bienenzüchtung und das bienenkundliche Institut in Lunz/See der HBLAuBA angeschlossen, bis 1995 als  die bienenkundliche Kompetenz wiederum, jetzt an die neugegründete AGES in Hirschstätten abgegeben wurde. Sei damals war die Bienenkunde in Klosterneuburg verwaist und wurde auch nicht mehr unterrichtet.                                                                                                           

Das Interesse an den honigerzeugenden Insekten hat in weiten Teilen der Bevölkerung  in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung  erlebt. Daher erschien die Zeit reif für einen diesbezüglichen Neubeginn an der HBLAuBA KLosterneuburg, welcher auf Grund des Engagements unseres Direktors HR Dr. Reinhard Eder und der großzügigen Unterstützung durch unseren Herrn Bundesminister Dipl.- Ing. Andrä Rupprechter im Schuljahr 2015/2016 tatsächlich gelang.                                                                          Als Lehrer konnte ein passionierter Bienenfreund Herr Dipl.-Ing. Wolfgang Messner unter Vertrag genommen werden, der neben seiner Beschäftigung bei der AMA engagierter Imker und geprüfter Bienen-Wanderlehrer ist.

Neben dem Beginn der Unterrichtstätigkeit im Freigegenstand Bienenkunde stellte der Besuch unseres  Ministers für ein lebenswertes Österreich Herr Dipl.-Ing Rupprechter mit seinem slowenischen Amtskollegen Anfang November 2015 an der  HBLAuBA den ersten Höhepunkt dar. Im Zuge des von Dipl.-Ing. Messner und unserer Schülerheimküche bestens vorbereiteten „Honigfrühstücks“ wurde die Bedeutung der Bienen für die Landwirtschaft, die bienenkundliche Ausbildung sowie eine kleine Ausstellung historischer  imkerlicher Geräte präsentiert. Die verschiedenen Honigarten wurden vorgestellt und anschließend mit einem „Honigquiz“ das erlernte Wissen gleich angewandt.

Für den bienenkundlichen Unterricht hatten sich zu Schuljahresbeginn aus mehreren Jahrgängen 12 Schülerinnen und Schüler angemeldet, die  dem Unterricht regelmäßig und mit großem Interesse verfolgten.                                                                                                                                                                                                  

Die Ausbildung verfolgte das Ziel, neben dem theoretischen Grundlagenwissen (z.B.: Biologie der Biene, Zusammensetzung und Physiologie der Bienenprodukte, rechtliche Rahmenbedingungen der Imkerei)  die wichtigsten Grundfertigkeiten zum Aufbau und der Führung einer eigenen Imkerei zu vermitteln.

Um den Schülerinnen und Schülern  Maschinen  und Geräte eines Großbetriebes vorführen zu können wurde Ende des Jahres  zu einem großen  Imkereibetrieb in Schwechat durchgeführt. Dabei konnte neben modernsten Abfülleinrichtungen auch eine  vollautomatische Schleuderstraße besichtigt werden.

Dem jahreszeitlichen Verlauf folgend wurden vor Weihnachten durch die Schülerinnen und Schüler  Bienenwachskerzen selbst hergestellt und verschiedenste Honige im Rahmen einer verdeckten Verkostung sortenmäßig bestimmt und sensorisch bewertet.

Im Frühjahr wurde mit der Übersiedlung zweier Bienenvölker aus dem Weinviertel endlich der Grundstein für eine schuleigene Imkerei gelegt.                                                                                                        Die Klosterneuburger Bienen lebten sich auf ihrem neuen Standort auf dem Agneshof sehr gut ein und lieferten noch im Mai eine erste Ernte von 20 kg  in Form eines kräftig aromatischen, würzigen goldgelben Blütenhonigs.                                                                                  Die Vorbereitung und Durchführung der Schleuderung sowie die nachfolgenden Reinigungsarbeiten wurden ausschließlich durch die Bienenkundeklasse vorgenommen.

Obwohl die Bienen auf die Entnahme der Schleuderwaben friedlich und gelassen reagierten, musste bedauerlicher Weise ein Schüler mit dem Stachel einer Biene schmerzhafte Bekanntschaft machen. Der auf dem Agneshof produzierte Honig wird in Zukunft als echter „Klosterneuburger Blütenhonig“ über den Ab – Hof Verkauf der Schule am Freitag Vormittag erhältlich sein.

Da die erste Exkursion in der vegetationslosen Zeit stattfand lag der Schwerpunkt der zweiten auf dem Besuch von Bienenständen. In diesem Rahmen konnte im Bezirk Korneuburg eine als Schaustock mit einem Bienenvolk besiedelte „Klotzbeute“, (Vorgängerin moderner Magazinbeuten), ein Wanderbienenstand, sowie der Platz eines Standimkers besichtigt werden. Als Abschluss wurde den Exkursionsteilnehmern  die Ausstattung  der  Zuerwerbsimkerei  des Bienenkundelehrers in Mollmannsdorf präsentiert.

Die schuleigenen Bienen finden innerhalb ihres Flugkreises von 3 Klometern auf dem Agneshof sehr gute Trachtbedingungen vor, die  durch den Anbau eines Phaceliafeldes  noch weiter verbessert wurden.          

Daher bekamen die zwei „Stammvölker“ Ende Juni Zuwachs in Form eines Ablegers, der als „Kehrschwarm“ mit einer von der Steirischen Imkerschule gelieferten Reinzuchtkönigin ausgestattet wurde.

Beim Übersiedeln  des Ablegers von einem Ablegerkästchen   in eine  größere Beute hießen die Schülerinnen und Schüler  die steirische „Stockmutter“ herzlich willkommen in der Hoffnung, dass sie sich in Klosterneuburg wohl fühle und ihre Nachkommen der Schule volle Honigtöpfe bringen mögen!

Das erste Schuljahr war aus der Sicht der Bienenkunde in mehrfacher Hinsicht sehr erfreulich: Zum einen konnten wieder Bienen in den Schulalltag  integriert und die wichtigsten Anschaffungen sehr schnell getätigt werden (Honigschleuder) , zum anderen haben die Schülerinnen und Schüler den Unterricht durch engagierte Mitarbeit sehr stark  belebt und nehmen auf ihrem weiteren Weg ein solides Basiswissen über die Bienenhaltung und -wirtschaft mit.

In diesem Sinne erscheint eine Fortführung des Gegenstandes „Bienenkunde“ im kommenden Schuljahr durchaus als sinnvoll.

 

                                                                                                                                                                 

 

Veröffentlicht am 07.07.2016